„Vom Pfälzer Wald zur Pfälzer Weinstraße“ –
Eine Erlebnisfahrt zu bekannten und eher unbekannten Orten weiterlesen
„Aan Godes zegen is 't al gelegen“ („An Gottes Segen ist alles gelegen“), der Titel des 127. biblischen Psalms, steht unter dem Bild eines großen Segelschiffs. Eigentlich ist das Bild kein Gemälde, sondern setzt sich aus neun bemalten Fliesen zusammen. Umrahmt wird das Segelschiff von weiteren quadratischen Kacheln, auf denen filigrane Darstellungen biblischer Geschichten abgebildet sind. Diese und etwa 100 weitere kunstvoll gestaltete Fliesen sind derzeit im Rahmen der Wanderausstellung „Mit Bilderfliesen durch die Bibel“ in der Evangelischen Kirche Mettlach zu sehen.
Die Fliesenkombination mit dem Segelschiff gehört zu den frühen Exponaten der Ausstellung. 300 Jahre ist sie alt, einst hing sie in einer niederländischen Hafenkneipe. Die älteste der blau- oder schwarz-weiß bemalten Kacheln der Wanderausstellung – mit Adam und Eva im Garten Eden – stammt sogar aus dem Jahre 1670.
Insbesondere in den protestantischen Gebieten der Niederlande hatte diese besondere Form von Motivfliesen im 17. und 18. Jahrhundert Hochkonjunktur, weiß auch Alexander von Boch. Zur Eröffnung der Ausstellung führt von Boch, vormals Art Director und heute Aufsichtsratsmitglied der bekannten Mettlacher Keramikfirma Villeroy & Boch, in die Kunst der Keramik und die vielfältigen „Emotionen“ ein, mit denen ihre Herstellung verbunden sein kann.
Es sei kein Zufall, dass gerade auch viele Kirchengebäude mit Fliesen ausgestattet seien, betont von Boch in seinem Vortrag. Das Material sei feuerfest, leicht zu reinigen und vor allem beständig. Tausende Menschen liefen täglich beispielsweise durch den Kölner Dom, aber „der Boden hält“. Etwas Stolz über die eigenen Produkte darf an diesem Abend nicht fehlen, wenn es um Emotionen in der Keramik geht. Überhaupt, das wird schnell klar, sind Fliesen auch immer ein Spiegel ihrer Zeit, angepasst in Stil und Funktionen an die jeweiligen Anforderungen ihrer Epoche.
Bei den Fliesen der Ausstellung kommt neben Ästhetik und Kunst noch eine weitere Komponente dazu – der inhaltliche Wert. Bei den Bibelfliesen mit Motiven in sogenanntem „Delfter Blau“ handele es sich um eine Besonderheit niederländischer Wohnkultur, nämlich eine „bebilderte Hausbibel für Familien, die nebenbei noch einen praktischen Nutzen erfüllte“, so Boch. Dieser praktische Nutzen war die religiöse Erziehung, aber auch – so viel verrät der Ausstellungsführer – ein Statussymbol für gutbürgerliche Familien. Die meisten Fliesen der Ausstellung, die von der ostfriesisch-westfälischen Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen zusammengestellt wurde, stammen daher aus Privathaushalten. Gerade die Nutzung im privaten Bereich schaffe „oft unterschätzte Verbindungen“, wie von Boch es betont, denn „man erlebt nicht nur Keramik, sie ist Teil unseres Alltags und begleitet uns in unserem Leben“.
Die Ausstellung mit den Bibelfliesen ist noch bis Samstag, 5. Juli, in der Evangelischen Kirche Mettlach zu sehen. Nach Vereinbarung sind Besichtigungen auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten möglich. Mit dem umfangreichen Begleitmaterial und ebenfalls ausgelegten Bibeln können die dargestellten biblischen Geschichten identifiziert und nachgelesen werden. Einzelne Fliesen sind auf großformatigen Plakaten im Detail zu betrachten.
Info: